03.05.2024, Bayern, Würzburg: "nicht öffentliche Sitzung" steht auf einem Schild an der Eingangstür zu einem Sitzungssaal im Landgericht. Knapp acht Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen im fränkischen Lohr am Main beginnt am Freitag vor dem Landgericht Würzburg der Prozess gegen einen Gleichaltrigen. Die Öffentlichkeit ist in der Verhandlung vor der Großen Jugendkammer ausgeschlossen. Der angeklagte Deutsche soll sein Opfer am 8. September 2023 auf einem Schulgelände mit einem Kopfschuss heimtückisch von hinten getötet haben. Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Am Würzburger Landgericht hat der Prozess gegen einen 15-Jährigen begonnen. Er soll einen 14-jährigen Mitschüler aus Mordlust getötet haben.

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Erschossener Junge: Erster Prozesstag endet nach einer Stunde

Der Auftakt am Würzburger Landgericht im Mordprozess um einen erschossenen Jugendlichen aus Lohr war kurz. Nach nur einer Stunde vertagte der Richter die Verhandlung. Die Verteidigung habe wichtige Unterlagen noch nicht ausreichend sichten können.

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Acht Monate, nachdem ein 14-Jähriger im unterfränkischen Lohr am Main erschossen wurde, hat heute Vormittag der Prozess begonnen. Angeklagt ist ein 14-jähriger Mitschüler. Ihm wird vorgeworfen, aus Mordlust gehandelt zu haben.

Doch der erste Prozesstag am Landgericht Würzburg brachte kaum neue Erkenntnisse, denn er war nur von kurzer Dauer. Gerade einmal eine Stunde lang saßen die Prozess-Beteiligten am Vormittag im Gerichtssaal. Die Verteidiger beantragten, dass die Verhandlung vertagt wird. Sie hätten wichtige Unterlagen noch nicht ausreichend sichten können. Das Landgericht sah den Antrag als begründet an. Der Prozess soll am 13. Mai fortgesetzt werden.

Angeklagter will sich voraussichtlich zur Tat äußern

Gleichzeitig stellten die Verteidiger in Aussicht, dass sich der Angeklagte beziehungsweise sein Verteidiger-Team zur Tat äußern wollen. Bislang hatte der Jugendliche geschwiegen. Einzig das Versteck der Tatwaffe hatte er den ermittelnden Beamten verraten. "Es wird eine Einlassung geben", sagte heute sein Verteidiger Roj Khalaf. "Es ist so, dass die Verteidigung sehr wohl erkennt, welch unendliches Leid die Familie des Geschädigten hier wohl erfährt."

Belastende Situation für Eltern des Getöteten

Vor Prozessbeginn sprach Rechtsanwalt Norman Jacob über die nach wie vor schwierige Situation seiner Mandanten. Jacob vertritt die Eltern als Nebenkläger: "Für die Eltern ist es so belastend, dass es kaum möglich ist, mit ihnen ohne Tränen zu reden." Zu Prozessbeginn waren die Eltern nicht im Gerichtssaal anwesend. Den Antrag der Verteidigung bewertete Jacob im Anschluss als "sachgerecht". Wichtige Aktenteile seien Verteidigung und Nebenklage erst kurz vor Prozessbeginn zugegangen.

Vorwurf: Aus Mordlust gehandelt

Die Tat im September letzten Jahres sorgte in Lohr am Main und weit darüber hinaus für Trauer und Entsetzen. Der tödliche Schuss traf das Opfer von hinten in den Kopf. Es gab verschiedene Spekulationen, was das Motiv des mutmaßlichen Schützen gewesen sein könnte. Nach Abschluss der Ermittlungen vermutet die Staatsanwaltschaft, der Angeklagte habe aus Mordlust gehandelt. Demnach soll sich der zum Tatzeitpunkt ebenfalls 14-Jährige den US-amerikanischen Serienmörder Jeffrey Dahmer als Vorbild genommen haben. Zwischen 1978 und 1991 tötete dieser insgesamt 17 junge Männer, darunter einen 14-Jährigen.

Tat ohne Zeugen?

Ob es tatsächlich so war, will das Landgericht Würzburg nun klären. Für die Tat selbst gibt es offenbar keine Zeugen. Weil der Angeklagte erst 14 Jahre alt ist, findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bei jugendlichen Angeklagten ist das gesetzlich vorgeschrieben. Eine Gerichtssprecherin informiert Medienvertreter über die Geschehnisse im Saal. Für den Prozess sind bislang 17 Verhandlungstage bis in den August angesetzt.

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BR24live: Erschossener Junge - Erster Prozesstag endet nach einer Stunde
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